"Es ist die Summe der einzelnen Schritte, die dich an dein Ziel bringt."

14.03.2022

Von Biologischer Wertigkeit, dem Einfluss der Ernährung auf dein Gehirn und ein paar Paranüssen

Was bedeutet biologische Wertigkeit? Klingt ehrlich gesagt oder viel mehr geschrieben ganz schön langweilig. Brauche ich das überhaupt?

Stell dir vor du möchtest einen Kuchen backen und machst die Größe des Kuchens von der Verfügbarkeit der Zutaten in deiner Küche abhängig. Du stellst fest, dass du nur noch zwei Eier im Kühlschrank hast. Das heißt nun, dass dein Kuchen ziemlich klein wird, weil du so wenig Eier hast. (In deinem Kühlschrank, nicht in der Hose.) Obwohl du 2 kg Mehl hast, woraus du ganz schön viel backen könntest, kannst du das nicht, weil du eben nur zwei Eier hast.

Und so ist es in deinem Körper auch. Er möchte jeden Tag neue Strukturen bauen, da wir uns in einem permanenten Umbau- und Anpassungsprozess befinden. Für die meisten Strukturen benötigen wir Eiweiß bzw. verschiedene „Eiweiß-Zutaten“. Diese Eiweiß-Zutaten heißen im echten Leben „Aminosäuren“. Für menschliche Bauteile bedarf es einer bestimmten Menge an unterschiedlichen Aminosäuren. Je näher die Aminosäuren-Kombination in deinem Essen an der menschlichen Aminosäuren Kombination dran ist, desto höher ist die biologische Wertigkeit.

Das heißt mit anderen Worten, dass dein Körper aus einem Essen mit einer hohen biologischen Wertigkeit mehr körpereigenen „Kuchen“ backen kann. Tierische Lebensmittel haben in der Regel schon eine sehr gute biologische Wertigkeit. Pflanzliche Lebensmittel besitzen ein anderes Aminosäuren-Profil und betrachten wir isoliert ein bestimmtes Produkt, dann fehlt dort meistens mindestens eine bestimmte Aminosäure für unseren „Menschen-Kuchen“. Die „Zutat“, die am wenigsten vorhanden ist (wie die zwei Eier in deinem Kuchen), limitiert die Produktion. Wir nennen diese Aminosäure daher limitierende Aminosäure.
Es gibt aber im Pflanzenreich viele Pflanzen, die wiederum Zutaten – Aminosäuren – besitzen, die andere nicht besitzen und so können wir durch gezielte Kombination von pflanzlichen Lebensmitteln die biologische Wertigkeit auch auf Fleischniveau, oder sogar darüber hinaus, anheben. 

Bei meinem heutigen Essen sah das dann z.B. so aus:
Ich habe mir Linsen, Dinkel (das volle Korn), Quinoa, Brokkoli, Möhre, und Tahin gekocht und habe sie mit Kürbiskernen und Paranüssen vollendet. In der Mischung Linsen, Dinkel und Quinoa fehlte die Aminosäure Methionin, welche aber in Kürbiskernen und Paranüssen enthalten ist. 

Allerdings sollten wir nicht dauerhaft den „Methionin-Joker“ der Paranuss ziehen, da wir in der Paranuss auch jede Menge Selen mit aufnehmen. Eigentlich gut, aber in der organischen Verbindung des Selen-Methionins kann es hier zu Selen-Überdosierungen kommen.
Der Grund: die organische Selenverbindung kann der Körper bei Überdosierung nicht ausscheiden. Und dies kann dann im schlimmsten Fall zu Selen-Vergiftungen führen. Hier in Deutschland stellt Selen aber eher ein „Mangel-Mikronährstoff“ dar. Mit der ein oder anderen Paranuss bist du daher ganz gut beraten. Wie immer im Leben macht die Dosis das Gift.

Zurück zu unserer biologischen Wertigkeit und der Frage, ob du das benötigst. Ja, lautet die Antwort. Denn wir vergessen, dass wir für alles in unserem Körper hochwertiges Eiweiß benötigen. Bei Eiweiß denken wir immer direkt an Muskulatur, Sport und womöglich Bodybuilding, aber nicht nur Muskeln benötigen Eiweiß. Auch dein Immunsystem braucht Eiweiß, denn alle Immunzellen bestehen aus Eiweiß und bestimmten Mikronährstoffen.
Also, aus Pizza und Schokolade gibt’s in der Regel keinen großen selbstgebackenen „Körper-Kuchen“. Das funktioniert nur mit Futter aus guten Produkten und einer hohen biologischen Wertigkeit.

Was baut dein Körper noch aus Eiweiß?
Botenstoffe für dein Gehirn, Hormone für sämtliche Vorgänge in deinem Körper, Haut, Haare, Organe, Enzyme und eigentlich einfach alles.  Nur das Wort „alles“ ist so abstrakt und wirkungslos.

Wenn ich dir sage, dass du z.B. „Glückshormone“ nur aus den richtigen Aminosäuren und bestimmten Mikronährstoffen, wie unter anderem Vitamin B6, produzieren kannst, dann denkst du unter Umständen intensiver über die Tragweite deiner Ernährung nach, als wenn ich dir sage, dass „alles“ in deinem Körper aus dem gebaut wird oder eben nicht gebaut wird, was du isst. Das war jetzt ein langer und verschachtelter Satz, den du wahrscheinlich nur verstehen kannst, wenn dein Gehirn die richtigen Baustoffe zur Verfügung hat.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die biologische Wertigkeit dieses Textes für dich bereichernd war und du mit einer neuen Intention an die Kreation deiner Nahrung heran gehst.

Vielen Dank für deine Zeit und liebe Grüße

Marion

Admin - 15:14 @ Ernährung, Mikronährstoffe, Immunsystem | Kommentar hinzufügen